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Koweg-Frauen bleiben makellos
Auch das Spitzenspiel gegen die Zweitliga-Reserve von Union Halle-Neustadt gewinnen die Görlitzerinnen mit 31:23. Entscheidend ist die starke Abwehr
Quelle: Von Frank Thümmler / Sächsische Zeitung vom 12.11.2018

 

Was war das für ein Spitzenspiel: Tabellenführer Koweg Görlitz gegen den ersten Verfolger, einen mit Sportschülerinnen besetztes Anschlussteam eines Erstligisten. Die jungen Spielerinnen von Union Halle-Neustadt ließen mehrfach ihre Klasse aufblitzen, zeigten ihr individuelles Können. Aber die Görlitzerinnen hatten einfach ein paar Pfeile mehr im Köcher und konnten die harte Gegenwehr der Gäste letztendlich brechen.

„Das heute war für mich wirklich hochklassiger Handball. Gewonnen haben wir das Spiel mit einer sehr starken Abwehrarbeit. Wir haben unsere 6:0-Deckung sehr beweglich gespielt und die Gäste damit immer wieder vor Probleme gestellt“, sagte der rundum zufriedene Görlitzer Trainer Jörg Adam nach dem Spiel.

Auffällig waren mehrere Dinge: Tatsächlich schafften es die Görlitzerinnen immer wieder, auch bei schneller Ballzirkulation der Hallenser Angriffsspielerinnen, die Lücken zu schließen. Einfache Tore gab es für die Gäste höchst selten. Vor allem der Mittelblock mit Jelena Bader und Victoria Grätz oder Anna Fursewicz funktionierte hervorragend. Und Torhüterin Romy Klaus hatte einen starken Tag erwischt. Die Schiedsrichter entschieden allerdings oft auf Siebenmeter für die Gäste, die Justine Schmitz allesamt verwandelte. Bis zur 38. Minute, als es den neunten (!) Siebenmeter für die Gäste gab, die bis dahin die Hälfte ihrer Tore auf diesem Weg erzielt hatten. Dann parierte Janine Haasler unter dem Jubel der über 400 Zuschauer. Angesichts des Siebenmeterverhältnisses von 9:1 für die Gäste waren die Zuschauer unruhig geworden und witterten eine Benachteiligung ihrer Mannschaft.

Die Koweg-Frauen hatten sich davon aber nie beirren lassen, und lagen nach einem Zwischenspurt vom 5:7 (13.) zum 9:7 (18.) ständig in Führung. Auffällig war, dass eigentlich jede Waffe der Görlitzerinnen funktionierte. Aus dem Rückraum war für die Gäste unberechenbar, wer nun werfen (und treffen) würde. Am Kreis waren Victoria Grätz und Anna Fursewicz, die überraschend in den Kader zurückgekehrt war, immer anspielbereit und gefährlich. Und auch die Außen waren vor allem mit Tempogegenstößen immer gefährlich, wobei eine schmerzhafte Ellenbogenverletzung für Wiktoria Blasczcyk der einzige Wermutstropfen dieser Partie sein sollte. Die „Waffenvielfalt“ war jedenfalls zuviel für die Gäste. Görlitz zog unaufhaltsam davon, bis zum 25:17 (42.). Unmittelbar danach erhielt eine Gästespielerin ihre dritte Zwei-Minuten-Strafe, die sie wohl mit einer Bemerkung Richtung Schiedsrichter zu einer Roten Karte „veredelte“. Dies schien aus Sicht der Koweg-Spielerinnen wohl der Moment der Entscheidung zu sein. Jedenfalls spielten sie jetzt – allen voran die insgesamt überragende Jelena Bader – auch etwas für die Galerie, was mehrfach schief ging. In den nächsten zwölf Minuten gelang Koweg nur ein Tor. Dass es in dieser Phase nicht eng wurde, hatten die Görlitzerinnen vor allem Romy Klaus im Tor zu verdanken, die einen Ball nach dem anderen abwehrte. Am Ende gelang ein im Vorfeld in dieser Höhe nicht erwarteter Acht-Tore-Sieg. Klara Klegrova, die nach ihrer Einwechslung mit ihren harten Würfen sofort voll da war, war mit sieben Treffern beste Görlitzer Schützin und erzielte – zum zweiten Mal in Folge – den 30. Treffer, der eine Runde kostet. Die Tschechin nahm das kopfschüttelnd und lachend zur Kenntnis.

Jörg Adam wollte an so einem Tag die Nadel im Heuhaufen auch nicht suchen, auch wenn aus seiner Sicht in einigen Szenen zu überhastet agiert wurde. Aber jetzt, nach dem sechsten Sieg in Folge, verändert auch er den Anspruch, spricht nicht mehr nur vom Klassenerhalt. „Wenn wir im Kopf klar bleiben, glaube ich, dass wir gute Chancen auf einen Podestplatz haben.“ Er warnt immer noch, dass der kleine Kader zum Problem werden könnte. Gegen Halle-Neustadt fehlte nur die noch handverletzte Maren Kühn. Wegen des Engpasses der vergangenen Wochen hatte Adam bei Anna Fursewicz angefragt, ob sie nicht doch noch einmal aushelfen könne. Die Zusage kam sofort. Für sie war der Blumenstrauß, den der Trainer im Vorfeld bei den Fans angefordert hatte. Und die Polin spielte, als ob sie nie weggewesen wäre, außerdem mit sichtlichem Spaß in der funktionierenden Mannschaft. Jörg Adam: „Ich bin ihr unheimlich dankbar, dass sie uns hilft, sicherlich nicht zum letzten Mal in dieser Saison. Sie weiß aber auch, dass wir den Weg mit unseren jungen Spielerinnen weitergehen wollen, ihre Einsatzzeiten nicht beschränken wollen.“ Am kommenden Wochenende wird die Kaderdecke wieder dünner. Am Sonntag, 13.30 Uhr, ist das Nachholspiel gegen Dessau-Roßlau in der Rauschwalder Sporthalle angesetzt. Die Görlitzerinnen könnten mit einem Sieg Herbstmeister werden, wenn sie im Kopf klar bleiben…

Koweg: Klaus, Haasler – Wrzal (2), Fursewicz (3), Grätz (2), Bader (5/1), Blasczcyk (2), Klegrova (7), Lalewicz (5), Rösel (2), Zychniewicz (2), Girbig (1).

 


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