Drei Spiele, drei Siege und die Tabellenführung in der Mitteldeutschen Oberliga – und dennoch ist Jörg Adam, Trainer der Görlitzer Koweg-Damen, um seinen Job nicht zu beneiden. Muss er doch jetzt beständig erklären, dass die Tabelle eine Momentaufnahme und der Klassenerhalt nach wie vor die einzige Mission der Görlitzerinnen sei. Deswegen schätzt er den 26:15 (12:7)-Auswärtssieg seiner Mannschaft am Sonnabend beim HSV Apolda als so enorm wichtig ein und trotz des am Ende klaren Ergebnisses keinesfalls als selbstverständlich.
Dabei begann die Reise nach Thüringen schon bei der Abfahrt mit einer guten Nachricht: Der langjährige Busfahrer der Koweg-Damen saß nach einer langwierigen Erkrankung und mehr als einjähriger Pause wieder am Steuer. „Er hat uns in altbewährter Weise gut ans Ziel gebracht“, freute sich Jörg Adam über den Rückkehrer.
Das Spiel selbst bot anfangs nicht nur Anlass zur Freude. Die Gastgeberinnen zeigten sich wie erwartet einsatzfreudig und kampfstark, waren aber technisch, athletisch und taktisch nicht auf der Höhe der Neißestädter. Die hatten dennoch Schwierigkeiten, sich auf die Spielweise von Apolda einzustellen, die neben der engagierten Abwehrarbeit in langgezogenen Angriffen bestand, um bei den Görlitzern keinen Rhythmus aufkommen zu lassen. Maximal ein Tor betrug die Führung für Koweg, Apolda glich stets umgehend aus, ehe Carolin Dippmann nach 13 Minuten sogar das 5:4 für die Gastgeberinnen erzielte. Es sei nicht gelungen, aus eigenen Ballgewinne wie gewünscht schnelle Tore zu erzielen, resümmiert Koweg-Coach Jörg Adam. Damit fehlte den Görlitzerinnen die vielleicht wichtigste Waffe gegen das thüringer Abwehrbollwerk. Zwar schaffte Jelena Bader umgehend den 5:5-Ausgleich per Siebenmeter, dann war aber wieder Sand im Görlitzer Getriebe. Adam nahm die erste Auszeit und zog Lidia Wrzal vor die Abwehr, um noch mehr schnelle Ballgewinne zu forcieren. Eine übliche Maßnahme im Görlitzer Spiel, die aber Apolda sogleich überforderte. Weil jetzt auch die Abschlüsse bei Tempogegenstößen passten, lag Görlitz nach 22 Minuten mit vier Toren in Führung (5:9).
Auf weniger Treffer sollte der HSV 1990 von da an nicht mehr herankommen. Auch, weil Jelena Bader einen tollen Abend erwischt hatte und neunmal einnetzen konnte. Die routinierte Spielerin sollte eigentlich nicht die ganzen 60 Minuten auf dem Feld stehen, ging aber gegen die robusten Thüringerinnen forsch voran und blieb folglich als Leitwolf auf dem Parkett. „Ich habe gemerkt, dass die Jüngeren sich schwertaten mit der Spielweise“, erklärt Jörg Adam seine Maßnahme. Auch Klara Klegrova erwies sich am Sonnabend als wichtige Größe im Görlitzer Spiel. Sie zeigte sich körperlich sehr präsent und schonte sich nicht, etwa als sie eine Disqualifikation der Gegnerin einleitete, indem sie trotz des Angriffs von hinten in ihren Wurfarm die Aktion durchzog und damit den Schiedsrichtern keine Wahl ließ. Die vor zwei Wochen erst 18 gewordene Leonie Rösel drückte ebenfalls dem Spiel ihren Stempel auf, sehr sehr stark habe er sie gesehen, sagte der Trainer im Anschluss.
Die Partie in Apolda blieb kein Selbstläufer, zumal zeitig Kinga Lalewicz und in der Halbzeit auch Victoria Grätz angeschlagen ausschieden. Nach einer Sieben-Tore-Führung (7:14/32.) kam Apolda noch einmal auf vier Tore heran (49.), noch einmal zog Adam eine Auszeit und danach waren es Bader und Rösel, deren schnelle Tore den Abstand so groß werden ließen, dass am Auswärtssieg kein Zweifel mehr bestand. Der Elan der Gastgeberinnen war dahin, in den letzten knapp zwölf Minuten gelangen ihnen nur noch zwei Tore.
Der Lohn der Görlitzerinnen ist die Verlängerung der Momentaufnahme Tabellenführung. Am kommenden Sonntag empfangen die Koweg-Damen den Dritten HC Burgenland zum Spitzenspiel.
Koweg: Klaus, Haasler – Wrzal (3), Grätz (1), Rösel (2), Lalewicz (3), Blasczcyk (3), Klegrova (5/1), Zychniewicz, Bader (9/3), Kühn.
Torfolge: 0:1 (1.), 1:2 (5.), 2:3 (10.), 5:5 (15.), 5:6 (20.), 6:10 (25.), 7:12 (30.), 7:14 (35.), 9:15 (40.), 11:17 (45.), 13:18 (50.), 14:22 (55.), 15:26 (60.).
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