Riesenjubel und Freudentänze auf der einen Seite der Spielhälfte in der Sporthalle »Am Goldkindstein«, hängende Köpfe und traurige Gesichter auf der anderen – das gab es nach dem Abpfiff der spannenden und hochdramatischen Partie der Mitteldeutschen Oberliga zwischen der 1. Frauenmannschaft des HSV 1956 Marienberg und dem SV Aufbau Altenburg zu sehen. Denn jetzt stand fest, dass die HSV-Sieben das »Gipfeltreffen« der 4. Liga mit 23:27 gegen einen der Meisterschaftsfavoriten leider verloren hatte.
»Wir sind überglücklich, dass wir endlich einmal in Marienberg gewonnen haben. Wir haben uns gut darauf vorbereitet. In der 1. Halbzeit hatten wir noch Probleme mit dem Ball (nur Haftspray erlaubt) und haben viele Chancen vergeben. Da wir die 2. Hälfte mit 7 Toren Vorsprung gewonnen haben, geht unser Sieg auch in Ordnung. Ich war froh, dass meine Spielerinnen, die wegen Erkrankung diese Woche nicht trainieren konnten, durchgehalten haben«, meinte ein sehr zufriedener und glücklich strahlender Gäste-Trainer Michael Zita.
Dagegen war HSV-Trainer Stefan Süßmilch nicht allein wegen der Niederlage, sondern über die Art und Weise und zudem über die Höhe der Pleite äußerst unzufrieden und sichtlich angefressen. Er meinte: »Die 1.Halbzeit haben beide Teams überragend gespielt, wie es selten in dieser Klasse der Fall ist. Insgesamt gesehen hat mein Team zwar 50 Minuten sehr gut agiert, aber leider auch 10 Minuten völlig verschlafen und viele Fehler gemacht. Fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen in entscheidenden Phasen taten ihr Übriges. So wurde zum Beispiel ein korrekter Übersteiger von Lucie Hribova abgepfiffen und das Tor leider nicht gegeben. Das war aber nicht das Entscheidende für die Niederlage, sondern kam noch erschwerend hinzu. Dennoch hatten wir beste Chancen, dies auszugleichen. Jedoch haben insbesondere unsere Leistungsträgerinnen die sich bietenden Möglichkeiten leider nicht genutzt«.
Dass Petra Freislerova, die insgesamt ein sehr gutes Spiel bot, ihre Konterchance 30 Sekunden vor Schluss (23:26) mit einem Rückhandwurf (!) überaus leichtfertig vergab und damit den Ball der Torhüterin mundgerecht servierte, sorgte besonders für Unmut beim HSV-Coach, weil so wenigstens noch ein 24:26 möglich gewesen wäre. Denn mit dem daraus folgenden Gegenstoß der SV-Damen stand es beim Schlusspfiff 23:27. Dieser vermeidbare 4-Tore-Rückstand kann sich am Saisonende noch rächen, denn bei möglicher Punktgleichheit zählen bekanntlich die Partien gegeneinander. Um dabei wieder im Vorteil zu sein, müssten die Bergstädterinnen nun mit fünf Toren Differenz in Altenburg gewinnen, was eine schwere und kaum lösbare Aufgabe ist.
Zum Spielverlauf: Die Gäste begannen selbstbewusst und führten nach mehreren Gleichständen (1:1, 3:3, 4:4) bis zum 5:4 (11.). Danach folgte die beste Phase des HSV: Angespornt durch Superparaden von Torhüterin Denise Reichel schaffte der Vizemeister zunächst den Ausgleich und zog wenig später von 9:5 auf 12:7 davon. Alles sah jetzt nach einem weiteren Sieg gegen Altenburg aus. Leider ließen die Erzgebirgerinnen dabei auch einige Chancen liegen. So schrumpfte der schöne Vorsprung bis zur Pause wieder (13:10). Die HSV-Fans, die wieder für beste Stimmung auf den gut gefüllten Rängen sorgten, hatten dennoch berechtigte Siegeshoffnungen.
Die Pause aber tat den Bergstädterinnen anscheinend gar nicht gut, denn kurz nach dem Wiederanpfiff folgte beim 14:11 eine unerklärliche Schwächephase der Süßmilch-Sieben. Altenburg nutzte dies und plötzlich stand es 15:17 (40.). Die Skatstädterinnen hatten fortan die besseren Trümpfe in der Hand und hielten den HSV mit ein bis drei Toren auf Distanz. Mehrmals konnten sich die Gastgeberinnen bei Denise Reichel bedanken, dass man dennoch dran blieb und bis zuletzt die Chance auf einen möglichen Punktgewinn hatte, der dem Spielverlauf nach auch verdient gewesen wäre.
Dies meinten auch die beiden Zittauer Schiedsrichter, die insgesamt eine gute Leistung in der beiderseits hart und verbissen umkämpften Partie boten. Trotz gutem Kampfgeist aller HSV-Spielerinnen gelang der erhoffte und mögliche Ausgleichstreffer nicht, der mehrfach in der Luft lag (19:20/47., 22:23/55., 23:24 /57.). Denn die druckvoller und cleverer im Angriff agierenden Gäste, bei denen vor allem Torhüterin Lisa Zimmermann, Lucie Mrozkova (7 Tore) und die wieselflinke Vivien Walzel (7) Akzente setzten, hielten immer dagegen.
Beim HSV ragte Eva Kracmanova heraus, die mit 8 Treffern wieder beste Torschützin ihres Teams wurde. Jetzt gilt es für die Marienbergerinnen, schnell den Kopf wieder frei zu bekommen und nach vorn zu schauen, denn am kommenden Sonnabend steht zuhause bereits der nächste Kracher bevor: Mit dem spielstarken HC Salzland 06 gastiert ein weiteres Spitzenteam am Goldkindstein. Zeit zum Verschnaufen bleibt den HSV-Damen also keine.
HSV: Denise Reichel/Tereza Sichmanova - Stephanie Gaitzsch (1), Lucie Hribova (5), Eva Kracmanova (8/4), Vicky Schütze (1), Christin Müller, Nikola Sichmanova (2), Petra Freislerova (6).
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