An Selbstbewusstsein mangelte es den Handballerinnen des HSV Marienberg vor dem Spiel der Mitteldeutschen Oberliga gegen den HC Salzland 06 ganz sicher nicht. Sie kamen nach eigenem Bekunden nach Aschersleben, um die »Wildgänse« »zu jagen«. Der anvisierte Beutezug geriet jedoch zur Leerfahrt, der HCS 06 siegte 22:18 (10:11).

Dass der Respekt der »Wildgänse« vor den Sachsen groß war, stand außer Frage. Noch nach dem Spiel schwärmte HCS 06-Trainer André Hein: »Die HSV-Spielerinnen haben alles gesehen: 2. Bundesliga, Europacup, Champions League.« Gemeint waren unter anderem die tschechischen Gästeakteure, darunter mit Eva Vostarkova und Lucie Hribova zwei, die beim Serienmeister Slavia Prag Erfahrungen sammelten.
Doch war zum einen während des Spiels wenig von diesem Respekt zu merken und zum anderen präsentierten sich der HSV nicht in Bestform. »Die Führungsspielerinnen haben versagt«, zeigte sich Gästetrainer Stefan Süßmilch enttäuscht.

Zunächst schien alles in erwarteten Bahnen zu verlaufen. Zwar gingen die Gastgeberinnen mit 2:0 in Führung, Marienberg wandelte das Ergebnis jedoch alsbald in eine eigene Führung um (3:2) und behauptete diese. Erst eine Minute vor dem Halbzeitpfiff sorgte Victoria Göpel von der Siebenmeterlinie für die zweite Führung der »Wildgänse« - 9:8 (29.). Doch noch ehe die Halbzeitsirene ertönte, ließ der Favorit noch einmal die Muskeln spielen. Trotz des 10:11-Halbzeitrückstandes zeigte sich Hein dennoch zufrieden: »Wir haben immer wieder das Gegentor bekommen, es dann aber auch weggesteckt. Wir haben uns nie hängenlassen.«

Auch mit Wiederbeginn marschierten beide Mannschaften etwa zehn Minuten lang im Gleichschritt (11:11), ehe das Spiel der Gastgeberinnen einen Bruch erlitt. Allein in der zweiten Halbzeit verzeichnete der HC Salzland 06 elf technische Fehler und acht Fehlwürfe. Aus der 14:12-Führung (39.) wurde ein 15:17-Rückstand (46.). Allerdings versäumten es die Gäste, die Schwächen des Gegners auszunutzen, auch ihnen unterliefen im Angriff viele Fehler.

Als Göpel, mit neun Treffern beste Werferin, durch ihre drei Treffer das 19:18 herstellte (52.), »war der Widerstand gebrochen«, wie Süßmilch feststellte. Die Gastgeberinnen gaben die Führung bis zum Schlusspfiff nicht mehr aus der Hand, verbuchten durch einen 6:0-Lauf gar noch einen Sieg mit vier Toren Differenz. »Wir haben taktisch Einiges versucht, haben uns im Videostudium intensiv auf Marienberg vorbereit. Es hat geholfen«, so Hein.

Durch den dritten Sieg in Serie und immerhin 8:2-Punkte aus den vergangenen fünf Partien hat sich seine Mannschaft nun auf den siebenten Platz verbessert und den durchwachsenen Saisonstart wieder ausgebügelt, wenngleich der Coach davon nur wenig wissen wollte. »Schlechter Start hin oder her, die Mannschaft hat ihre Zeit gebraucht, wir haben sie ihr gegeben. Die Moral stimmt, Trainergespann und Team verstehen sich, die Basis für eine gute Saison ist gelegt«, so Hein. Gleichsam machte der Trainer einen Punkt aus, den eigentlich die Gäste für sich sprechen lassen wollten: »Das Selbstvertrauen ist da.«

HC Salzland 06: Schöne, Tarczewska - Ruthe (3/1), Fiedler, Günther, Geipel (2), Jäger (1), Sacher (1), Block (1), Knappe, Sachse (1), Göpel (9/5), Schüler (4).
HSV Marienberg: T. Sichmanova, Reichel - Sowa (1), N. Sichmanowa (3), Freislerova, Kracmanova (4/3), Libovicka (2), Hribova (4), Reimann, Schütze (3), Vostarkova (1/1).
Siebenmeter: HC Salzland 06 6/5 - Marienberg 6/5. Zeitstrafen: HC Salzland 06 7 - Marienberg 4.